Baden-Württemberg

Ministerium für Kultus, Jugend, Sport Baden-Württemberg
Referat Weiterbildung
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70029 Stuttgart

Land

Landesstrategie

E-Mail: Dr. Roland Peter

Tel. : 0711/279-2844


Grundbildung wird in Baden-Württemberg als ressortübergreifende Landesaufgabe gesehen, die neben dem reinen Bildungsaspekt auch gesellschaftliche, soziale, beschäftigungspolitische und Aspekte der individuellen Befähigung (Empowerment) umfasst. Dementsprechend sind Maßnahmen der Landeskampagne in der Regel mehrdimensional angelegt und betreffen mehr als eine Grundbildungsdomäne.

Im Jahr 2018 hat der Ministerrat die im Landesbeirat für Alphabetisierung und Grundbildung Baden-Württemberg (s.u.) vertretenen Ministerien unter Federführung des Kultusministeriums beauftragt, eine Landesstrategie zu entwickeln, die dann bis 2020 unter Beteiligung der Landesfachstelle für Grundbildung und Alphabetisierung Baden-Württemberg (s.u.) ausgearbeitet wurde: Erwachsene Bürgerinnen und Bürger des Landes mit unzureichender Grundbildung sollen durch konzertierte Maßnahmen im Rahmen dieser mittel- bis langfristigen Strategie zur besseren beruflichen, sozialen und ökonomischen Teilhabe befähigt werden.

Förderlinien

Das Kultusministerium Baden-Württemberg förderte im Rahmen seiner ressorteigenen Kampagne die Grundbildung Erwachsener in den vergangenen Jahren mit verschiedenen Maßnahmenpaketen, wobei öffentliche und private Träger der allgemeinen Weiterbildung bezuschusst werden. Beim Einstieg vergab das Kultusministerium in den Jahren 2013 und 2014 direkte Zuschüsse für die dezidierte Umsetzung von Alphabetisierungskursen im Rahmen der Impulsprogramme I (Fördervolumen: 200.000,00 €) und II (Fördervolumen: 175.000,00 €).

Diese Linie wurde seit September 2015 mit dem Projekt „Alphabetisierung und Grundbildung als Weg zu Erfolg und Teilhabe in Beruf und Gesellschaft“ des Europäischen Sozialfonds (ESF) bis 2018 im Umfang von 1,26 Millionen Euro fortgesetzt. Der Fokus lag hierbei auf der Arbeitsplatzorientierung, und die Kurse liefen teilweise in Unternehmen ab.

Derzeit werden über die ESF Plus-Förderlinie „Ag KM Alphabetisierung und Grundbildung – KM Alpha ESF+“ Unterrichtsangebote insbesondere für Erwerbstätige bei Trägern und strukturbezogene Maßnahmen wie Grundbildungszentren und die Landeskoordinierungsstelle (s.u.) kofinanziert. Von 2022 bis 2024 stehen hier rund 2,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Landesfachstelle für Grundbildung und Alphabetisierung

2016 wurde die Fachstelle für Grundbildung und Alphabetisierung Baden-Württemberg errichtet. Sie ist die Koordinierungsstelle des Landes im Rahmen der Nationalen Dekade. Sie ist zentrale Anlaufstelle für Lernende, Weiterbildungsanbieter und Betriebe gleichermaßen und verantwortet auch große Teile des Fort- und Weiterbildungsangebots für Lehrende in der Grundbildung im Land.

Die Fachstelle ist angesiedelt bei der gemeinnützig arbeitenden Technischen Akademie für berufliche Bildung Schwäbisch Gmünd e. V. als Trägerverein; sie ist fachlich dem Kultusministerium zugeordnet. Die Finanzierung erfolgte bis 2019 und seit 2022 im Rahmen der oben erwähnten Programme des ESF bzw. des ESF Plus. Dazwischen wurde die Fachstelle durch Mittel des Kultusministeriums erhalten.

Landesbeirat für Alphabetisierung und Grundbildung

Im 2017 gegründeten Landesbeirat für Alphabetisierung und Grundbildung arbeiten fünf Ministerien (Kultus, Wirtschaft, Soziales und Integration, Wissenschaft, Ländlicher Raum) und 33 wichtige Verbände zusammen, u.a. Arbeitgeberverband, DGB, Volkshochschulverband Baden-Württemberg, die Kommunalen Spitzenverbände und kirchliche Verbände. Der Landesbeirat unterstützt mit seinem umfassenden Netzwerk die Landeskampagne im Rahmen der Landesstrategie.

Grundbildungszentren

Nach einjähriger Pilotierung an zwei Standorten hat das Kultusministerium 2019 weitere Grundbildungszentren eingerichtet. Dabei geht es primär um Aufbau und Pflege eines Informations- und Aktionsnetzwerks zu allen Aspekten des Themas. Auch ein spezielles Kursangebot ist immer vorhanden. Der Landtag hatte für die Förderung 2019 und 2020 insgesamt 1,2 Millionen Euro bereitgestellt, die bis 2021 ausgegeben wurden. Die Förderung wurde zum Jahr 2022 auf ESF Plus-Mittel (s.o.) umgestellt. Derzeit sind acht Grundbildungszentren in Betrieb, in Mannheim, Rastatt, Freudenstadt, Offenburg, Freiburg, Stuttgart, Ulm und Schwäbisch Gmünd.

Beispiele für weitere Maßnahmen

Seit Anfang 2023 ist die DIGIalpha-Lernplattform online, die vom Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) in Nürnberg aus Mitteln des Kultusministeriums entwickelt wurde. Die kostenlose und frei verfügbare Online-Plattform ermöglicht eine integrierte Förderung von Schriftsprache und digitalen Kompetenzen und ist für Lernende und Lehrende gleichermaßen nutzbar.

Seit Herbst 2016 setzt das Kultusministerium im Wege der Bildungskettenvereinbarung des Bundes und der Länder das „Bildungsjahr für erwachsene Flüchtlinge ohne oder mit geringen Sprach- und Schreibkenntnissen“ (BEF Alpha) zusammen mit Bildungsträgern an ca. 30 Standorten im Land um (Stand: 2023). Umfang: 980 Unterrichtseinheiten pro Kurs. Es richtet sich vorwiegend an Geflüchtete zwischen 21 bis 35 Jahren. Ziel ist, den Teilnehmenden die Integration und den Übergang in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. Der Kurs wird von einem fünfwöchigen Berufspraktikum ergänzt. In den vergangenen sechs Jahren hat die Maßnahme bei rund 200 Kursen mehr als 2400 Menschen erreicht.

Seit dem Wintersemester 2016/17 unterstützt das Land die Alphabetisierung und Grundbildung mit der Einrichtung einer W1-Professur im bundesweit einzigen Masterstudiengang in diesem Bereich an der Pädagogischen Hochschule (PH) Weingarten.

Kooperation mit Berlin: Alpha-Siegel, ein Kooperationsprojekt zwischen Fachstelle und dem Grundbildungszentrum Berlin. Das Alpha-Siegel ist ein Zertifikat, das einer Institution bestätigt: Sie ist auch für Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten gut zugänglich. In Berlin ist es bereits seit 2015 erfolgreich eingeführt und wurde im Kontext der Kooperation gemeinsam weiterentwickelt. Im Land sind Stand Ende 2022 fünf Siegel verliehen.

Kooperation mit Niedersachsen: Die Grundbildungszentren beider Länder vernetzen sich seit 2020 unter gemeinsamer Federführung der niedersächsischen Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung (AEWB) und der baden-württembergischen Fachstelle. Ziel ist es, Synergien freizusetzen durch fachlichen Austausch und bilateral entstehende gute Praxis, die länderübergreifend verstetigt werden kann.

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