Mit diesem systematischen Ansatz trägt das Projekt dazu bei, die Teilnehmenden gezielt auf die Anforderungen in Ausbildung oder Beruf vorzubereiten und sie auf dem Weg zu einer gut qualifizierten Fachkraft zu unterstützen. Das Förderkonzept besteht aus sechs einzelnen praxisorientierten Fördermaterialien, die das Bildungspersonal direkt bei Ihrer Arbeit mit den jungen Erwachsenen anwenden können. Dazu gehören:
- „Das Schreibförderkonzept“ mit systematischen Übungseinheiten
- „Schreiben im Produktionsprozess fördern“ mit didaktisch-methodischen Hinweisen zur Schreibförderung im produktionsorientierten Arbeiten und Lernen
- „Der Wochenbericht – eine tägliche Schreibmöglichkeit“ mit pädagogischen Anregungen und systematischen Übungseinheiten
- „Notizzettelstil fördern“ mit didaktisch-methodischen Hinweisen zum Implementieren des Anfertigens von Notizen beim Arbeiten und Lernen in den Werkstattalltag
- „Schreibentwicklung sichtbar machen“ mit Hinweisen dazu, wie im Rahmen von Kompetenzbilanzierungen auch die Entwicklung der Schreibkompetenz in den Blick genommen werden kann.
In einem alle Fördermaterialien rahmenden „Leitfaden zur Förderung der Schreibkompetenz“ stellen die Projektmitarbeitenden ihre Ergebnisse und Erkenntnisse aus den eigenen Forschungen vor und verweisen in Kurzskizzen auf die entwickelten und erprobten Materialien für die Praxis.
Das Gesamtkonzept legt den Schwerpunkt auf der Förderung einer berufsbezogenen Schreibkompetenz, die sich beispielsweise im Beherrschen von Fachwörtern sowie einfacher fach- und berufsbezogener Sätze zeigt. „Der produktionsorientierte Ansatz ist ein niederschwelliger Ansatz, um den eher lernschwachen Teilnehmenden, die oft mit Erfahrungen des Scheiterns in ihrer Schullaufbahn, Abbrüchen und Vermeidungen belastet sind, Zugang zu Lernerfahrungen zu schaffen“, sagte der Projektkoordinator der beteiligten Werkstatt im Kreis Unna: „Sie lernen, ohne das zu merken.“ Dies verbessert die Voraussetzung dafür, dass die Teilnehmenden erkennen, wie wichtig Schreiben für ihr Berufsleben ist – und somit lernmotiviert bleiben.
Praxisorientierte Aufgaben und authentische Schreibsituationen
Durch den vom Projekt gewählten Ansatz werden junge Erwachsene mit Lese- und Schreibschwierigkeiten mit authentischen Schreibsituationen konfrontiert. Das Förderkonzept beinhaltet daher an der konkreten Arbeitspraxis orientierte Aufgaben wie beispielsweise das Verfassen eines Rezeptes, das Erstellen eines Flyer-Textes oder das Bearbeiten einer Checkliste zur Arbeitssicherheit. Zusätzlich gehören zum Konzept auch Fördereinheiten zum Schreiben eines Lebenslaufes oder eines Bewerbungsanschreibens.
Das KOFISCH-Team erhob als Grundlage ihrer Arbeit umfassende Daten im Rahmen einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB-pro/Werkstattjahr) im Kreis Unna. Dazu gehörten eine Auswertung von 208 Texten von teilnehmenden Jugendlichen, Interviews mit Anleitenden, Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen sowie Lehrkräften, Erkenntnissen aus Hospitationen in Unterrichtseinheiten, Aufgabenanalysen und reflexiven Foren mit den pädagogisch Tätigen an den Werkstatt-Standorten Unna und Bergkamen. Zugleich schaute das Projekt in teilnehmenden Beobachtungen und mit Hilfe von Interviews auch auf Aspekte des Lehrens und Lernen sowie den Lernkontext, um Anknüpfungspunkte für Schreibförderung zu finden oder neue Schreibgelegenheiten zu erschließen.
Das Werkstattjahr stellt dabei eine sehr gute Möglichkeit für die Teilnehmenden dar, sich schriftsprachlich weiterzuentwickeln. Weitere allgemeine Faktoren, damit die Schreibförderung erfolgreich ist, sind unter anderem die Bereitschaft des Bildungsträgers, die Entwicklung von Schreibkompetenz konzeptionell zu verankern und in die Weiterbildung des pädagogischen Personals zu investieren.