Das Erreichen von Menschen mit geringen schriftsprachlichen Fähigkeiten und ihre erfolgreiche Förderung sind die zentralen Themenfelder, auf denen das Forschungsnetzwerk neue Erkenntnisse gewinnen will. Dabei spielen sowohl die Evaluierung bestehender Strukturen als auch die Möglichkeit der Initiierung von Innovations- und Transformationsprozessen eine entscheidende Rolle. Jetzt stellte das Netzwerk an der VHS Duisburg erste Ergebnisse und Erkenntnisse aus seiner täglichen Arbeit vor.
Studien zum Thema Alphabetisierung zeigen, dass es sich bei den Menschen mit geringen schriftsprachlichen Fähigkeiten um keine homogene Gruppe handelt, sondern sie sich gesellschaftlich sehr vielfältig zusammensetzt. Entsprechend unterschiedlich gestalten sich nach den Erkenntnissen des Netzwerks auch die alltäglichen Situationen, in denen die Auseinandersetzung mit Schriftsprache für Einzelne zu einem bedeutsamen Problem werden kann. Um dieser Herausforderung künftig noch besser gerecht zu werden, ist es nach Meinung des Netzwerks wichtig, die Vielfalt der Bildungseinrichtungen und zielgruppenspezifischen Angebote nicht nur zu erhalten, sondern weiter auszubauen: Um möglichst viele betroffene Menschen zu motivieren, Lesen und Schreiben zu lernen, schlägt das Netzwerk eine Zusammenarbeit von Weiter-bildungseinrichtungen wie Volkshochschulen mit Unternehmen und sozialen Diensten, aber beispielsweise auch mit Sportvereinen vor. Dies sei ein vielversprechender Ansatz für die Gewinnung neuer Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Alphabetisierungsangeboten. In einem nächsten Schritt wird das Netzwerk in den kommenden Monaten beleuchten, welche regionalen und überregionalen Faktoren zum Erfolg solcher Ansprachestrategien beitragen können.
Wissensbedarf decken
„Die Fähigkeit, Lesen und Schreiben zu können, ist für jeden von uns ein entscheidender Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe. Wir müssen alles dafür tun, dass möglichst viele Menschen in unserem Land diese Fähigkeit erwerben können. Deshalb haben wir mit dem novellierten Weiterbildungsgesetz die gemeinwohlorientierte Weiterbildung und insbesondere die Alphabetisierung und Grundbildung weiter gestärkt. Um möglichst viele Menschen zu erreichen brauchen wir passgenaue Ansprachen und Angebote. Um den hierzu bestehenden Wissensbedarf zu decken und eine engere Zusammenarbeit zwischen Praxis, Politik und Wissenschaft zu stärken, fördern wir das NRW-Forschungsnetzwerk AlphaFunk“, sagt Klaus Kaiser, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Professor Dr. Michael Schemmann, Professor für Erwachsenenbildung und Weiterbildung an der Universität zu Köln, sagt stellvertretend für das Forschungsnetzwerk: „Um höhere Teilnahmequoten in Alphabetisierungskursen zu ermöglichen, bedarf es einer engen Abstimmung der Bemühungen von Politik und Bildungspraxis. Die republikweit einzigartige Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen ermöglicht uns als Forschenden, mit allen relevanten Akteuren in den Dialog zu gehen, unterschiedliche Positionen aufzuklären und auf evidenzbasierte Handlungsempfehlungen hinzuarbeiten."
Das Forschungsnetzwerk AlphaFunk ist ein Kooperationsprojekt der Universität zu Köln, der Universität Duisburg-Essen und dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung in Bonn. Das Land fördert den Verbund mit rund 1,25 Millionen Euro bis 2023. Ziel des Forschungsnetzwerks ist eine empirisch fundierte Auseinandersetzung mit Fragen von Grundbildung und Alphabetisierung auf allen Ebenen des Weiterbildungssystems in Nordrhein-Westfalen. Das Netzwerk organisiert die Veranstaltungen „Schulterblicke“ und „Wissenshappen“, die sich auch an die allgemeine Öffentlichkeit richten und dieses Jahr in die zweite Runde gehen.