Investitionen in Grundbildungsmaßnahmen am Arbeitsplatz zahlen sich aus. Das ist das Ergebnis des Forschungsprojekts „Alpha-Invest“, das im Rahmen der AlphaDekade von der Pädagogischen Hochschule Weingarten, der Technischen Akademie Schwäbisch Gmünd und dem Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft im Verbund durchgeführt wird.
Das Projektteam untersuchte dabei zum einen die monetarisierbaren Effekte von arbeitsorientierten Grundbildungsmaßnahmen – also Effekte, die sich in Geld beziffern lassen wie beispielsweise die entstehenden Kosten durch Fehler, die durch mangelhafte Kenntnisse im Lesen und Schreiben verursacht werden. Zum anderen betrachteten die Forscherinnen und Forscher auch die nicht-monetarisierbaren Effekte wie ein besseres Betriebsklima oder das Arbeitgeberimage.
„Aufgrund mangelnder Kommunikationsfähigkeit können Fehler in der Arbeitshandlung entstehen, die eine Wirkungskette in Gang setzen. Je nach Szenario können hierdurch Kosten bis zu 50.000 Euro aufkommen“, betonte Projektleiterin Prof. Dr. Ilka Koppel von der PH Weingarten.
Vermeidung von hohen Kosten möglich – positive Sozialrendite
Für die Berechnung der monetarisierbaren Effekte nutzte das Projekt den Social-Return-on-Investment (SROI)-Ansatz. Die Forschenden entwickelten dabei Fallsituationen exemplarisch in den Branchen Bau, Pflege, Recycling sowie darüber hinaus für Auswirkungen auf die Mitarbeitendenbindung in Unternehmen sowie für die Kosten für die Gesellschaft.
Für jedes Szenario ermittelte das Projektteam einen „Best Case“ sowie einen „Worst Case“ mit geringen und großen Effekten. Die Untersuchung zeigte, dass in jedem entwickelten Szenario eine positive Sozialrendite erwirtschaftet wird. Dabei erzielten die Investitionen unter bestimmten Umständen ein Vielfaches der eingesetzten Summe (1€ Investment = 4,65€ Sozialrendite).
Zusätzlich zur Sozialrendite kommen noch die nicht-monetarisierbaren Effekte hinzu, die auf mehreren Ebenen wirken:
- auf der Ebene der Beschäftigten (Mikroebene): Beispielsweise durch den Erwerb neuer Kompetenzen oder durch eine Verbesserung der Sozial- und Selbstkompetenz,
- auf der Ebene des Betriebs (Mesoebene): Beispielsweise durch eine bessere Mitarbeitendenbindung oder eine höhere Kundenzufriedenheit.
Arbeitsorientierte Grundbildung als präventive Maßnahme
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schlussfolgern aus Ihren Ergebnissen, dass arbeitsorientierte Grundbildungsmaßnahmen wirken und als „präventive Intervention“ mehr in den Fokus rücken sollten. Über sogenannte „Game Changer“ könnte, so Prof. Dr. Koppel, die Wirkung noch verbessert werden: „Ob beispielsweise ein Kurs vor oder nach der Schicht stattfindet oder ob Teilnehmende (anteilig) von der Arbeitszeit befreit werden, kann einen erheblichen Einfluss auf den Mehrwert haben.“
Perspektivisch sollten, so die Forschenden, arbeitsorientierte Grundbildungsmaßnahmen fest in die betriebliche Weiterbildung verankert werden. Darüber hinaus könne nach Ansicht des Projekts arbeitsorientierte Grundbildung ein Instrument der Mitarbeiterbindung sein und eine Grundlage für weiterführende Qualifikationen schaffen.