Das Projekt ADRESS Netzwerkstudie untersucht, wie in verschiedenen Regionen über Schriftsprachprobleme von erwachsenen Menschen gesprochen wird und wie dies eine erfolgreiche Ansprache für Bildungs- und Teilhabeoptionen beeinflusst. Dabei interessiert, wie die Lebenswelten von Menschen mit geringen Schriftsprachkompetenzen in der Praxis der Bildungs-, Wohlfahrts- und Verwaltungsakteure verstanden und aufgegriffen werden.
Projektziele
Über den partizipativen Forschungszugang möchte das Vorhaben mehr über die Gründe für die von Bildungseinrichtungen und Bildungspolitik benannten Probleme der Nichterreichbarkeit von Menschen mit geringen Schriftsprachkompetenzen erfahren. Ziel ist es, Erkenntnisse zur Wirksamkeit von Strukturen und Investitionen in der Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit (Wirkung länderspezifischer und nationaler Programme) zu gewinnen. Damit richtet sich bei der Erforschung von Weiterbildungsbeteiligung der Blick weg vom Individuum hin zu den sozialstrukturellen Bedingungen und institutionellen Praktiken.
Dabei geht es nicht darum, das Problem der Erreichbarkeit als Gegebenes aufzunehmen und nach Lösungsansätzen zu einer Herstellung von Erreichbarkeit im Sinne einer Steigerung der Grundbildungsbeteiligung zu suchen; vielmehr steht gerade das Verständnis dessen, weshalb mangelnde Teilnahme auf ein „Problem der Erreichbarkeit” zurückgeführt wird, im Fokus.
In der Forschung werden die theoretischen Perspektiven und die methodischen Ansätzen der Diskurs- und Netzwerkforschung miteinander verschränkt. So sollen einerseits verwendete Wissensvorräte und anderseits die Netzwerk- und Kommunikationsstrukturen im Feld der Alphabetisierung und Grundbildung sichtbar gemacht werden.
Partizipative Forschung mit Professionellen und Adressatinnen und Adressaten
Partizipative Forschung stellt einen besonderen und für die Alphabetisierung / Grundbildung noch neuen Weg der Begegnung zwischen professionellen Akteurinnen und Akteuren, Vertreterinnen und Vertretern von Lebenswelten und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dar. Die partizipative Forschung wird im Projekt im Rahmen von Einzelfallanalysen umgesetzt, die in einer Vergleichsperspektive zwei regionale Räume sowohl in Sachsen als auch in Niedersachsen untersucht. Dies ermöglicht es, die untersuchten Räume in ihrer Komplexität – den Diskurs, seine Einbettung und die Aushandlung in den Netzwerken der Praxispartnerinnen und Praxispartner betreffend – möglichst umfassend darzustellen.
Praxispartner des Projekts sind Professionelle der Alphabetisierung/ Grundbildung und deren Adressatinnen und Adressaten an drei verschiedenen Forschungsstandorten. Gemeinsam mit den sich vor Ort herausgebildeten Akteursgruppen wird die partizipative Forschung geplant und umgesetzt. Sie zielt darauf ab, die Positionen und unterschiedlichen Erfahrungsräume der Beteiligten wechselseitig sichtbar und analysierbar zu machen.