Schulden, Bewerbungstrainings, Umgang mit Behörden: Viele Menschen mit Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben sind auch Klientinnen und Klienten der sozialen Beratung. Dort lässt sich ihr besonderer Lernbedarf aber noch nicht systematisch mit dem Anlass verbinden, mit dem sie in die Beratung gekommen sind. Das wollte das Projekt „Alphalernberatung“ in Bielefeld ändern.
Die Erfahrung zeigt: Viele Menschen sind in der sozialen Beratung offener für das Thema Lernen als in den meisten anderen Situationen ihres Lebens. Auch Menschen mit Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben kommen mit dem Bedürfnis, sich einem konkreten Problem zu stellen und eine bestimmte Situation in ihrem Alltag zu verbessern. Das Projekt „Alphalernberatung“ entwickelte einen Ansatz, Schriftsprache und Lernverhalten zum festen Teil von Beratung zu machen.
Die Alphalernberatung kommt dahin, wo gering Literalisierte Rat suchen
Träger des Projekts waren der AWO Kreisverband Bielefeld e.V. und das Germanistische Institut an der Universität Münster. Nach einer Analyse der im Sozialraum vorhandenen Beratungsangeboten und des Bedarfs wurde u.a. eine aufsuchende Alphalernberatung etabliert. Die Alphalernberaterinnen und -berater sprachen gering literalisierte Erwachsene an und erarbeiteten mit ihnen gemeinsam kleine Lernarrangements. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der sprach- und kultursensiblen Ansprache von betroffenen Personen mit Migrationshintergrund.
Darüber hinaus wurde ein Teil der im Sozialraum tätigen Beraterinnen und Berater bei der AWO für die Beratung mit schriftunkundigen Menschen sensibilisiert. Die Beratenden müssen etwa wissen, wie ihre Beratung auf unterschiedlichen Sprachniveaus verständlich gestalten können. Sie brauchen Material mit Bildern und in Einfacher Sprache. Ein entsprechendes Fortbildungskonzept war Teil des Projekts.
