Ausgangslage, Zielsetzung und Forschungsfragen
„MOVE – Motivation und Verbindlichkeit im Alltag von Erwachsenen mit Grundbildungsbedarf” zielte darauf, aus alltäglichen Verhaltensweisen gering literalisierter Erwachsener für die Konzeption, Organisation und Umsetzung von Maßnahmen der Alphabetisierung und Grundbildung zu lernen. Mit qualitativen und quantitativen Erhebungen untersuchte das Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen, warum und unter welchen Bedingungen Verabredungen und Verbindlichkeiten eingehalten werden. Damit sollten Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie Lernangebote zielgruppengerechter gestaltet werden können.
MOVE liefert differenzierte Ergebnisse zu Werthaltungen, Mentalitäten und Verhaltensweisen von Erwachsenen mit Grundbildungsbedarf.
Das gesamte Vorhaben ist in Zusammenarbeit mit gering literalisierten und niedrig gebildeten Erwachsenen sowie mit Akteuren der Alphabetisierung und Grundbildung durchgeführt worden.
Maßnahmen und Vorhaben, Umsetzung und Zwischenziele
Erwachsene mit Alphabetisierungs- und Grundbildungsbedarf zeigen mehrheitlich fatalistische Sichtweisen. Für sie spielen Bildung und Berufstätigkeit eine deutlich geringere Rolle als im Bevölkerungsdurchschnitt. Ihr Alltag ist einerseits durch ein vergleichsweises hohes Maß an Unverbindlichkeit geprägt, z. B. in der Einhaltung von Terminen. Andererseits besteht eine starke Bindung an familiäre und nachbarschaftliche Strukturen bzw. innerhalb des Kreises enger Freunde. Das unmittelbare soziale Umfeld unterstützt die Erwachsenen mit Grundbildungsbedarf, die wiederum selbst anderen mit eigenen Kompetenzen zu Hilfe kommen, z. B. in handwerklichen Tätigkeiten oder der Kinderbetreuung. Die wechselweise Unterstützung ist ein stabilisierendes Element für Menschen mit eingeschränkten Basiskompetenzen, bedeutet aber im Zusammenspiel mit den genannten Denkweisen, dass massive Barrieren bestehen, diese Zielgruppe mit Angeboten der Alphabetisierung und Grundbildung zu erreichen und zur Teilnahme zu motivieren.
Aus den Befunden folgen konkrete Handlungsableitungen für die Praxis. Alle Ergebnisse werden im Frühjahr 2025 in einem Sammelband veröffentlicht.