Mit der Veröffentlichung der leo. Level-One Studie der Universität Hamburg im Jahr 2011 war es erstmals möglich, die Größenordnung der geringen Literalität in Deutschland auf repräsentativer Grundlage einzuschätzen. Eine Einordnung im internationalen Vergleich erlaubte – mit aller methodisch gebotenen Vorsicht – das Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC), dessen erste Ergebnisse die OECD am 8. Oktober 2013 veröffentlichte. Rund ein Sechstel der Erwachsenen zwischen 16 und 65 Jahren (17,5 %) verfügten demnach in Deutschland nur über Lesekenntnisse auf Grundschulniveau. Im Februar 2011 wurde, in Reaktion auf die Veröffentlichung der leo. Level-One-Studie, eine Nationale Strategie für Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener geschaffen.

Das REACH-Projekt fokussierte auf Basis der ersten LEO-Studie betroffene Erwachsene, die dem Alpha-Level 3 zuzuordnen sind, da sie unterdurchschnittlich stark klassische Kursangebote nachfragten und wahrnahmen, zugleich aber mit 5,2 Millionen die größte Personengruppe unter den 7,5 Millionen betroffen Menschen bildeten.

Mit dem REACH-Projekt wurden konkret fünf Ziele verfolgt:

1. datengestützt Wissen über eine definierte Zielgruppe zu generieren;
2. auf Basis des Wissens Zugänge bzw. Projektvorhaben zu entwickeln und zu testen;
3. Fachexperten einzubeziehen und regelmäßige Austauschtreffen einzuberufen;
4. einem breiteren Publikum bei Fachtagen Zugang zu den Projektergebnissen zu ermöglichen;
5. Wissen, Erfahrungen und Projektideen Dritten zur Verfügung zu stellen und diese bei der Projektumsetzung zu beraten.

Mit Start des Projekts 2016 wurde ein Projektbeirat ins Leben gerufen, der sämtliche Projektschritte der Folgejahre kritisch und konstruktiv begleitete. Parallel dazu wurden Kooperationen mit Dritten geschlossen, die Datensätze zulieferten oder Analysen im Auftrag der Stiftung Lesen durchführten. Diese Schritte dienten dem Zweck, Wissen über die spezielle Zielgruppe der jungen Erwachsenen zwischen 16 und 35 Jahren auf dem Alpha-Level 3 zu generieren, um auf dieser Basis neuartige Projektansätze zu entwickeln.

Die Phase der Zusammenstellung und Auswertung der verschiedenen Datensätze dauerte bis 2018. In diesem Jahr wurden verschiedene Ansatzmöglichkeiten mit dem Projektbeirat diskutiert und schließlich zur konkreten Umsetzung vorbereitet. 2019 konnten drei Pilotvorhaben umgesetzt und Erfahrungen bezüglich Praxistauglichkeit der Zugänge gesammelt werden.

Aus Restmitteln wurde das Projekt bis zum 31.08.2022 kostenneutral verlängert. In dieser Phase galt es, eines der Pilotprojekte – eine Sensibilisierungsmaßnahme für Erzieherinnen und Erzieher für Grundschullehrkräfte – umzugestalten.

Den Abschluss des Projekts bildete der dritte von drei Fachtagen, der in Zusammenarbeit mit dem MOVE-Projekt einem breiten Publikum zentrale Erkenntnisse aus beiden Vorhaben vermittelte.