Ausgangssituation
Bildungsketten, die von der Alphabetisierung über den nachholenden Schulabschluss bis zur beruflichen Qualifizierung oder der Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit reichen, sind für gering literalisierte Erwachsene besonders herausfordernd. Insbesondere die Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Bildungsangeboten gestaltet sich schwierig.
Das Projekt zielt darauf ab, die Bildungschancen gering literalisierter Erwachsener durch individuelle Unterstützung, flexible Bildungslösungen und eine bessere Vernetzung von Akteuren der Weiterbildung zu verbessern. Es strebt die Entwicklung und den Ausbau von Angebotsstrukturen im Bereich der allgemeinen und beruflichen Weiterbildung an, um lebenslanges Lernen zugänglich zu machen.
Umsetzung
Zukunftswege adressiert Hürden wie fehlende Flexibilität des Bildungssystems, finanzielle Engpässe, niedrige Selbstwirksamkeit sowie komplexe Lebenssituationen, die zu Unterbrechungen im Bildungsweg führen. Das Projekt konzentriert sich auf zwei spezifische Grundbildungspfade: den Ausbau von Angeboten zum externen Schulabschluss und zur beruflichen Qualifizierung durch eine Teilqualifizierung.
Grundbildungspfad I: Ausbau und Weiterentwicklung der Angebotsstrukturen und Fördermaßnahmen am Übergang zum externen Schulabschluss (Haupt- und Realschule) und zur beruflichen Qualifizierung (allgemeine Weiterbildung)
Das Projekt „Zukunftswege“ umfasst einen Vorschaltkurs mit etwa 300 Unterrichtseinheiten, eine Einführungswoche, gezielte Einzelförderung, den Ausbau digitaler Lernformate sowie intensive sozialpädagogische Begleitung. Es werden Einblicke in die Berufswelt, Lernberatung und eine Professionalisierung der pädagogischen Mitarbeitenden angeboten. Ziel ist es, Lernenden den Übergang zu Bildungsangeboten zu erleichtern und den externen Schulabschluss zu ermöglichen.
Die Umsetzung erfolgt am Modellstandort Jena durch die Volkshochschule in Kooperation mit lokalen Partnern. Während des Projekts wird eine engmaschige sozialpädagogische Begleitung aufgebaut, um individuelle Bedürfnisse zu berücksichtigen und Abbrüche zu verhindern. Die Maßnahmen werden durch eine kontinuierliche Evaluation überwacht, deren Ergebnisse direkt in die Optimierung der Angebote einfließen. Die Kooperation mit Netzwerkpartnern stellt sicher, dass die Lernenden umfassend unterstützt werden.
Grundbildungspfad II: Ausbau und Weiterentwicklung der Teilqualifizierung -TQ (berufliche Weiterbildung)
Ein Schwerpunkt des Grundbildungspfades II ist die Entwicklung und modellhafte Erprobung eines modularen Vorbereitungskurses vor der Aufnahme einer rein digitalen Teilqualifizierung. Der Vorbereitungskurs wird modular angeboten, um den flexiblen Einstieg der Teilnehmenden zu ermöglichen. Dies berücksichtigt die individuellen Bedarfe und Einstiegszeitpunkte. Bereits während des Vorbereitungskurses wird mit jedem Teilnehmenden abgestimmt, welche digitale TQ mit welchen Modulen im Anschluss absolviert, werden könnten. Diesen Übergang zu initiieren und zu begleiten ist ebenfalls Teil des Grundbildungspfades II.
Die Umsetzung des Grundbildungspfades II erfolgt im Landkreis Gotha. Zunächst werden die regional vorhandenen Strukturen und Bildungsangebote erfasst. Nach einer Bedarfsanalyse auf Akteurs- und Teilnehmendenebene erfolgt die Entwicklung des modularen Vorbereitungskurses. Im Anschluss wird dieser, je nach Bedarf des Teilnehmenden durchgeführt, um die Aufnahme einer digitalen TQ zu ermöglichen. Eine Lernprozess- und sozialpädagogische Begleitung während der gesamten Projektlaufzeit garantiert den Teilnehmenden Unterstützung mit dem Ziel, eine TQ erfolgreich abzuschließen und diese beruflich zu nutzen. Dies kann der Abschluss eines anerkannten Berufsabschlusses aber auch die Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung sein.
Transfer
Um eine nachhaltige Nutzung sicherzustellen, werden die entwickelten Innovationen als Open Educational Resources (OER) bereitgestellt und können in weitere Bildungsangebote integriert werden. Zur langfristigen Realisierung der Grundbildungspfade und ihrer Übertragung in andere Regionen werden Transferkonzepte erarbeitet. Diese enthalten Richtlinien und Empfehlungen zur nachhaltigen Implementierung der Ergebnisse. Die Projektergebnisse werden auf Fachtagungen, Netzwerktreffen und Arbeitsgruppensitzungen auf Landes- und Bundesebene sowie in der AG Schulabschlüsse der VHS vorgestellt. Gespräche mit dem Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport unterstützen die Übertragung der Ansätze auf weitere Regionen Thüringens.
Signifikanter Mehrwert
Durch die parallele Arbeit an zwei Grundbildungspfaden in Jena und Gotha bietet der Verbund einen signifikanten Mehrwert. Die vergleichbaren Gegebenheiten beider Standorte ermöglichen eine Überprüfung und Anpassung der entwickelten Bildungspfade in realen Bedingungen. Erkenntnisse aus Jena können mit den Vorbereitungskursen im Landkreis Gotha verglichen werden, was den Transfer und die Anwendung hybrider Angebote fördert. Zudem sind die Pfade I und II an beiden Standorten miteinander verzahnt, was einen nahtlosen Übergang von Schulabschlüssen zur beruflichen Qualifizierung ermöglicht. Der Verbundkoordinator TVV e.V. stellt sicher, dass diese Verzahnung effektiv umgesetzt wird. Assoziierte Partner erweitern den Zugang zu Zielgruppen und unterstützen die Verbreitung der Projektergebnisse.