Sich ehrenamtlich engagieren
Im Einführungsvortrag zu diesem Forum geht Katarina Peranić von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt der Frage nach, wie Menschen für eine ehrenamtliche Tätigkeit gewonnen werden können und in welchen Bereichen ehrenamtliches Engagement nachgefragt wird. Sie stellt zunächst die Arbeit ihrer im letzten Jahr von Bundesfamilienministerium, Bundesinnenministerium und Bundeslandwirtschaftsministerium gegründeten Stiftung vor. Dies stößt auf großes Interesse der Zuhörenden, da die Stiftung unter anderem Fördermittel für die Arbeit mit Ehrenamtlichen bereitstellt. Danach wirft Katarina Peranić ein allgemeines Schlaglicht auf das Ehrenamt in Deutschland und erörtert, wie und warum sich Personen ehrenamtlich engagieren. Sie beendet ihren Vortrag mit einem Modell, wie ehrenamtliche Mitarbeitende begleitet werden können.
Hilfe im Alltag für Menschen mit Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben
Im zweiten Teil des Forums berichtet Katharina Richter vom Mehrgenerationenhaus (MGH) Familienzentrum Bammental von ihrer Arbeit. Das MGH wird mit Bundesmitteln im Rahmen des Sonderschwerpunkts Lese-, Schreib- und Rechenförderung unterstützt. In ihrem Nachbarschaftstreff des kleinen ländlich gelegenen Ortes engagieren sich eine ganze Reihe Ehrenamtlicher. Sie sind in verschiedenen Bereichen des MGH aktiv – der Großteil engagiert sich in inhaltlichen Angeboten des MGH, aber zum Teil übernehmen Ehrenamtliche auch organisatorische Arbeiten wie beispielsweise den Cafébetrieb. Im Sonderschwerpunkt führen Ehrenamtliche z.B. verschiedene Lesekreise oder familienorientierte Grundbildungsangebote durch. Ein Schwerpunkt der Arbeit der Ehrenamtlichen bildet jedoch die Alltagsbegleitung von Personen mit geringen Schriftsprachkompetenzen über den offenen Treff und handfeste Unterstützung wie etwas beim Ausfüllen von Formularen. Dabei fungieren die Ehrenamtlichen als Türöffner*innen, Brückenbauer*innen und Teilhabe-Helfer*innen.
„4 Z“ in der Arbeit mit Ehrenamtlichen
Als Schlüssel der erfolgreichen Arbeit mit Ehrenamtlichen stellt Katharina Richter ihr Konzept der „4 Z“ vor: 1. Zeit; 2. Zuwendung, 3. zündende Ideen und 4. Zutrauen. Ehrenamtliche wollen wertschätzend begleitet werden. Dies kostet viel Zeit, die ihrer Meinung nach gut investiert ist. Katharina Richter betont, dass für Sie die Ehrenamtlichen Helfende und Hilfesuchende zugleich sind, die auch Angebote selbst wahrnehmen, die aber eben auch Anteil am Leben anderer nehmen. Ehrenamtliche ersetzen dabei keine institutionellen Angebote oder hauptamtliches Personal, sondern ergänzen und bereichern sie. Damit schafft Ehrenamt einen Mehrwert – auch in der Alphabetisierung und Grundbildung.
Rollen und Aufgaben für Ehrenamtliche in der Grundbildung
Im Anschluss an die beiden Vorträge entsteht eine angeregte Diskussion unter den Teilnehmenden im Chat bzw. auch mit Ton und Bild. Diskutiert werden zum Beispiel verschiedene Rollen, die Ehrenamtliche in der Alphabetisierung einnehmen können, neben der Alltagsbegleitung beispielsweise auch die konkrete Lernbegleitung in einem Lerncafé. Besonders empfohlen für den ehrenamtlichen Einsatz wird die Methode des Lautlesetandems, die einfach und effektiv das Lesen lernen unterstützt. Es wird auch darüber diskutiert, wie man Ehrenamtliche langfristig für die Aufgaben motivieren kann und wie wichtig es ist, einen realistischen Anspruch an „erfolgreiche" ehrenamtliche Arbeit zu haben. Das Ehrenamtsportal des DVV wird in den nächsten Jahren die stärkere Einbeziehung von Ehrenamtlichen in der Grundbildung mit fundiertem Hintergrundwissen und Materialien flankieren und Ehrenamtliche in Schulungen für das Einsatzfeld vorbereiten und qualifizieren.
Moderation und Einführung:
Andrea Rühmann, vhs-Ehrenamtsportal, DVV
Referentinnen:
Katarina Peranić, Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt
Katharina Richter, MGH Familienzentrum Bammental