Seit 2012 setzt der Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben e. V. Projekte der arbeitsorientierten Grundbildung um. Rund 660 Qualifizierungen hat der Bildungsträger in knapp 350 Betrieben durchgeführt – und etwa 4.000 Menschen mit Grundbildungsbedarf erreicht. Was bleibt?
Die Betriebe wollen wissen: Wird sich die Investition auszahlen?
Auf diese Frage erwarten Unternehmen bereits im Erstgespräch eine gute Antwort, so Anke Frey in ihrem Impulsreferat. Betriebe müssten gerade am Anfang im Rahmen der Auftragsklärung und der Angebotsentwicklung viel Zeit investieren. Mehrwert meine die Aussicht, dass die positiven Effekte dieser Investitionen ihre Kosten langfristig übersteigen. In Befragungen habe man sich möglichen Kenngrößen auf individueller und betrieblicher Ebene genähert.
Gezeigt habe sich: Aus Betriebssicht komme der arbeitsplatzorientierten Grundbildung eine wachsende Bedeutung als Instrument der Mitarbeiterbindung zu. Aus Sicht der Beschäftigten seien neben einem Kompetenzzuwachs die Aussicht auf Wertschätzung und relevanter Sichtbarkeit im betrieblichen (Weiterbildungs-)Geschehen sowie eine bessere Einbindung in den Betrieb Gründe, an den Angeboten teilzunehmen. Das gelte vor allem in Berufen mit geringer gesellschaftlicher Anerkennung.
Für den Mehrwert auf gesellschaftlicher Ebene gebe es zumindest Hypothesen. Etwa die, dass arbeitsorientierte Grundbildung zu weiteren individuellen Bildungsaktivitäten führe, dass sich eine Status- und Einkommensverbesserung feststellen lasse oder dass auch vulnerable Zielgruppen im gesellschaftlichen Wandel besser partizipieren.
Von der Selbsteinschätzung zu quantifizierbaren betrieblichen Kennzahlen
Die anschließende Diskussion drehte sich vor allem um den Stand der Methodenkompetenz. Sie wachse im Feld der Wirkungskontrolle rasant, sagte Prof. Dr. Michael Schemmann von der Universität zu Köln. Es sei wichtig, über die Selbsteinschätzung von Teilnehmenden hinauszugehen und die Ergebnisse sozialer Intervention in betriebswirtschaftliche Effekte zu übertragen. Im Forschungsprojekt Alpha-Invest beschäftigt sich Jun.-Prof. Dr. Ilka Koppel mit diesen Fragen. Sie kündigte einen zeitnahen Vorschlag an, die Wirkung einer arbeitsorientierten Grundbildung in betriebswirtschaftlichen Kennzahlen darzustellen.
Weniger Fluktuation, mehr Zuverlässigkeit – dann machen Unternehmen auch ohne Förderung weiter
Der Eigenbetrieb für kommunale Aufgaben und Dienstleistungen in Darmstadt hat die Angebote der arbeitsorientierten Grundbildung bereits fest in seine Personalentwicklung integriert. Was sind die Gründe? Die positiven Effekte seien offensichtlich, sagte Personalleiterin Birte Krapp: geringere Fluktuation, erhöhte Zuverlässigkeit der Beschäftigten. „Bei uns läuft es gut. Wir haben erkennbar etwas davon. Die Entscheidung weiterzumachen, stößt auch bei den Führungskräften auf große Zustimmung.“
Wie lässt sich Mehrwert für alle Zielgruppen kommunizieren?
Fragen aus dem Publikum drehten sich um die Kommunikation eines Mehrwerts an die potenziellen Teilnehmenden: Wie lassen sich gering qualifizierte Beschäftigte erreichen und überzeugen? „Am besten themenorientiert und über Mund-zu-Mund-Propaganda“, sagte Anke Frey. Die eigene Erfahrung mit dem digitalen Wandel sei etwa ein guter Anlass, über Weiterbildung ins Gespräch zu kommen. Bei den BasisKom-Projekten habe zudem geholfen, dass die Belegschaft in die Entwicklung der Lernangebote eingebunden war.
Auch Anonymität sei wichtig, sagte Birte Krapp. Und: eine professionelle Ausstattung der Bildungsangebote mit einem Ordner, einem Block, Stiften und gut aufbereiteten Dokumenten. „Wir waren überrascht, wie wichtig das vielen Teilnehmenden war. Sie haben das als Ausdruck der Wertschätzung empfunden.“
Moderation:
Barbara Wagner, GFFB gGmbH
Überblick zum Handlungsfeld:
Anke Frey, Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben e. V.
Diskussion:
Jun.-Prof. Dr. Ilka Koppel, Pädagogische Hochschule Weingarten
Birte Krapp, Eigenbetrieb für kommunale Aufgaben und Dienstleistungen, Darmstadt
Prof. Dr. Michael Schemmann, Universität zu Köln