Landesstrategie
Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus (StMUK) fördert zwei wichtige Alphabetisierungsprogramme: „ALPHA+ besser lesen und schreiben“ und „Kurse zur Alphabetisierung für Asylsuchende – Alpha Asyl“. Diese Programme zielen darauf ab, die Lese- und Schreibkompetenzen von Erwachsenen zu verbessern, die aufgrund begrenzter Literalität Schwierigkeiten haben, am beruflichen und gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Seit März 2024 wurden die Förderrichtlinien für beide Programme vereinheitlicht, was zu identischen Rahmenbedingungen wie Stundensätzen, Kursumfang und Mindestteilnehmerzahl geführt hat.
Beide Förderprogramme haben einen hohen Bezug zur Lebens- und Arbeitswelt der Teilnehmenden. Durchgeführt werden sie je nach Bedarf mit einem Umfang von 60 bis 200 Unterrichtseinheiten in verschiedenen Formaten. Dazu zählen Kleingruppen oder offene Lernwerkstätten ebenso wie Tages- oder Abendveranstaltungen sowie Ganztageskurse oder Online-Angebote. Die Lerneinheiten umfassen neben Lese- und Schreibtrainings auch Inhalte wie Rechnen und ökonomische Grundbildung. Zusätzlich zum Unterricht werden bis zu 40 Unterrichtseinheiten für sozialpädagogische Begleitung und praktische Hilfen gefördert.
Außerdem kann, soweit erforderlich, während des Unterrichts und der sozialpädagogischen Betreuung oder allgemeinen Hilfestellung eine Kinderbetreuung durchgeführt werden. Die Teilnahme an Folgekursen aus dem Förderprogramm „ALPHA+ besser lesen und schreiben“ ist möglich. Ein wichtiges Qualitätsmerkmal sind die Erhebungen der Lernstände gemäß den Alpha-Levels 1 bis 4 als integraler Bestandteil des Unterrichts zu Beginn, im Verlauf und zum Abschluss der Kurse. Sie ermöglichen eine gezielte individuelle Förderung auch in heterogenen Lerngruppen und erleichtern die Aufnahme von neuen Teilnehmenden in laufende Kurse.
In den ausschließlich aus Landesmitteln finanzierten Programmen stehen jährlich für beide Förderprogramme jeweils 1,5 Millionen Euro zur Verfügung.
Koordinierungsstelle
Im Zuge der Nationalen Strategie für Alphabetisierung und Grundbildung hat das StMUK den Bayerischen Volkshochschulverband (bvv) als fachliche Koordinierungsstelle in Bayern benannt. Der bvv verbreitet alle relevanten Informationen über die Landesförderung und unterstützt die Bildungsträger bei der Planung, Konzeption und Durchführung der „ALPHA+“- und „Alpha Asyl“-Kurse.
Zu den Kernaufgaben der fachlichen Koordinierungsstelle gehören:
- Informationen, Fortbildungen und Tagungen für Bildungsträger, Lehrkräfte und Multiplikatoren
- Beratung, Konzepte und Workshops für Lernangebote in der Alphabetisierung
- Recherche und Vermittlung von Kontakten zu Lehrkräften sowie zu Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern vor Ort in den Kommunen Bayerns
- Aufbereitung von aktuellen eigenen sowie bundesweiten Projekt- und Forschungsergebnissen
- Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit und Teilnehmenden-Gewinnung
- Beratung und gemeinsame Antragsvorbereitung für die Förderprogramme Alpha+ und Alpha Asyl
Bündnisse und Projekte
Das StMUK, die Regierung von Niederbayern und die fachliche Koordinierungsstelle stimmen sich kontinuierlich über Meilensteine, Erfolgsfaktoren, Hemmnisse und weitere Ziele im Rahmen der Förderprogramme ab und beraten über nächste Schritte sowie deren Umsetzung.
Die Förderprogramme „ALPHA+“ und „Alpha Asyl“ sind Initiativen für Alphabetisierung, die eine große Bandbreite an Bildungsträgern umfassen. Volkshochschulen sichern mit ihren Einrichtungen, die in ganz Bayern Kurse zur Alphabetisierung Erwachsener durchführen, ein flächendeckendes Angebot. Darüber hinaus sind zahlreiche weitere Bildungsträger in der Grundbildung aktiv, wie z.B. Noris-Arbeit Nürnberg, berufliche Schulen, Pflegeeinrichtungen und Mehrgenerationenhäuser sowie Träger der freien Wohlfahrtspflege, u.a. Diakonie, Caritas und AWO, die in der Regel vor Ort mit den Volkshochschulen kooperieren.
Der bvv betreute in den letzten Jahren das vom BMBF geförderte Projekt Alpha-Kooperativ (Transfer) für lernanlassbezogene Vorgehensweisen zur Ansprache von Kooperationspartnern und Teilnehmenden im Sozialraum. In Zusammenarbeit mit Einrichtungen und Organisationen wie etwa Beratungsstellen, Kitas, Migrationsdiensten, Krankenkassen oder Berufsschulen wurden häufig vorkommende Lernanlässe identifiziert, bei denen Lesen und Schreiben eine Schlüsselrolle spielen. Alle Ergebnisse sind in die Regelstrukturen der Fach- und Koordinierungsstelle eingespeist worden:
- 23 Lernkonzepte zum flexiblen Einsatz in Grundbildungsangeboten zu den lebensweltlichen Themen Gesundheit, Verbraucherbildung, digitale Welt und finanzielle Grundbildung
- Eine systematische Vorgehensweise zur Erhebung von Lernanlässen, Kooperationen im Sozialraum und Umsetzung von Lernangeboten „Grundbildung vor Ort“ inklusive Schulung für Bildungsplanerinnen und Bildungsplaner
- Das Fortbildungskonzept „Vom Lernanlass zum Lernkonzept“ zur Strukturierung und Anpassung von Lernmaterialien für Kursleitende
- Der „Digitaler Baukasten für Grundbildungsangebote“ als redaktionell gepflegte Plattform für digitale Tools zur Integration in Alphabetisierungskursen und dazugehörige Fortbildung für Kursleitende
- Das Fortbildungskonzept „Kompetent mit KI“ für Lehrkräfte im Bereich Grundbildung, um die Potentiale von KI für die Vorbereitung und Durchführung ihrer Kurse zu nutzen
- Die „Lernwegberatung mit ProfilPASS“ als Beratungskonzept im Rahmen von Alphabetisierungsangeboten zur Gestaltung des Übergangs in weitere Bildungsangebote
2024 startete der bvv zusammen mit dem Bildungsbüro und dem Bildungszentrum der Stadt Nürnberg sowie mit der Münchner Volkshochschule das Projekt Mind the GAP: Grundbildungspfade passgenau und anschlussfähig gestalten. Als eines von zehn Vorhaben im neuen Förderschwerpunkt der AlphaDekade wollen die Initiatoren gezielt Lücken in der Grundbildungslandschaft identifizieren. Auf Basis vorhandener Angebote (besonders Alpha+) und teils neu entwickelter Konzepte soll jungen Menschen während des Übergangs von der Schule in die Arbeitswelt und Menschen mit Deutsch als Zweitsprache ein lückenloser Bildungsweg ermöglicht werden. Die erprobten Pfade sollen schon ab 2025 in einem bayernweiten Transfer allen Bildungsträgern zugänglich gemacht werden.