Hessen

Hessisches Kultusministerium
Luisenplatz 10
65185 Wiesbaden

Land

Landesstrategie

Die Grundversorgung mit Maßnahmen der Alphabetisierung und kompensatorischen Grundbildung Erwachsener ist über das Hessische Weiterbildungsgesetz (HWBG) geregelt. Das heißt: Die öffentlichen Träger (Volkshochschulen) sowie die anerkannten Organisationen in freier Trägerschaft (Freie Träger) können über das HWBG auch für diesen Zweck aus Landesmitteln gefördert werden.

Die lokalen Volkshochschulen decken mit ihren offenen (Regel-)Kursen eine landesweite Grundversorgung ab. Ergänzend existiert eine Reihe von Projekten, die sich nicht nur an gering literalisierte Erwachsene richten, sondern insbesondere auch Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sensibilisieren, Lehrkräfte der Grundbildung qualifizieren sowie alternative Zugänge und Ansprachen entwickeln.

Beispiele hierfür sind:

  • Um die Möglichkeiten der Weiterbildung und des Lebensbegleitenden Lernens in Hessen noch weiter zu optimieren und auszubauen, schloss die Hessische Landesregierung den Weiterbildungspakt 2017-2020 mit den gesetzlich verankerten öffentlichen und freien Trägern der Weiterbildung. Gefördert wurden unter anderem auch Projekte im Handlungsfeld Alphabetisierung und Grundbildung, beispielsweise zu Lehr-Lern-Konzepten, zur Qualifizierung von Kursleitenden und zu spezifischem Marketing. Auch im Rahmen des unmittelbar anschließenden Weiterbildungspakts 2021-2025 werden Projekte im Handlungsfeld Alphabetisierung und Grundbildung, z.B. zur Basisqualifizierung „Alphabetisierung / Grundbildung“ oder auch zur Erleichterung von Weiterbildungszugängen gefördert.

 

  • Nach dem Hessischen Weiterbildungsgesetz können berufliche Schulen, Schulen für Erwachsene und Volkshochschulen zur Verbesserung und zur Ausweitung ihrer Bildungsangebote regionale HESSENCAMPUS-Verbünde bilden und dabei weitere Einrichtungen einbeziehen. Träger der regionalen Verbünde sind das Land Hessen und die jeweiligen kreisfreien Städte und Landkreise. Einige HESSENCAMPUS-Verbünde haben Alphabetisierung und Grundbildung als Aufgabe in ihre regionalen Kooperationsvereinbarungen aufgenommen.

 

  • Die systematische Einbindung der nach Hessischen Weiterbildungsgesetz anerkannten freien Träger in den Regelbetrieb von HESSENCAMPUS wird unterstützt durch die Förderung von vernetzungsorientierten Projekten. In diesem Rahmen führen die freien Träger seit dem Jahr 2012 gemeinsame Vorhaben durch, deren Zielsetzung auf die Verankerung des Themas Alphabetisierung und Grundbildung in den neun Bildungswerken wie auch in den jeweiligen Mutterorganisationen fokussiert und vor allem auf systematische Sensibilisierung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ausgerichtet ist.

 

  • Im Rahmen der Förderung der Landesarbeitsgemeinschaft Erwachsenenbildung im Justizvollzug (LAG Justiz) nach dem Hessischen Weiterbildungsgesetz sind Maßnahmen zur Alphabetisierung und zur kompensatorischen Grundbildung förderfähig. Seit dem Jahr 2014 liegt ein expliziter Förderschwerpunkt auf dem Thema Alphabetisierung.

Öffentlichkeitsarbeit

Die Landesregierung betreibt eine eigene Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Alphabetisierung und Grundbildung. Botschafter ist seit 2017 der erfolgreiche Kunstturner und Olympiasieger Fabian Hambüchen. Mit seiner Unterstützung will die Landesregierung auf das Thema aufmerksam machen und dem Anliegen ein Gesicht geben. Im Rahmen dieser Öffentlichkeitsarbeit werden jährlich Werbekampagnen durchgeführt.

Prävention

Seit dem Jahr 2018 wird eine aus mehreren Modulen bestehende Fortbildung für die Lehrkräfte an weiterführenden Schulen in Hessen durchgeführt. Die Maßnahme klärt über Ursachen, Gefahren und Folgen von geringer Literalisierung auf, stärkt die Diagnose- und Förderkompetenz der Lehrkräfte und stellt geeignete Unterrichtsmaterialien vor.

Koordinierungsstelle

Hessischer Volkshochschulverband e.V.

E-Mail: Vanessa Biehn

Tel.: +49 69 56000-826
Fax: +49 69 6956000-810

Als Fachstelle für den Bereich Alphabetisierung und Grundbildung hat das Land den Hessischen Volkshochschulverband (hvv) e.V. benannt. Der hvv wird über das Hessische Weiterbildungsgesetz u.a. für diesen Zweck institutionell gefördert.

Aufgaben der Fachstelle sind:

  • Fortbildungen und Tagungen,
  • Projekte im Handlungsfeld Grundbildung (eigene Projekte und Kooperationsprojekte),
  • Vernetzung der Volkshochschulen,
  • hessenweiter Transfer von Ergebnissen aus Modellprojekten,
  • Informations- und Produkttransfer aus dem Bundesarbeitskreis Grundbildung/Alphabetisierung des Deutschen Volkshochschulverbandes,
  • Koordinierung und Verleih der Ausstellung „Lesen und Schreiben – Mein Schlüssel zur Welt“.

Grundbildungszentren und gezielte Lernarrangements

Über die oben beschriebenen Strukturen hinaus förderte das Land Hessen im Rahmen der ESF-Förderperiode 2014-2020 insgesamt acht Grundbildungszentren. Gegenstand der Förderung war die Implementierung einer regional ausdifferenzierten Unterstützungsstruktur zur Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener in Hessen.

Daran schließt in der laufenden ESF-Förderperiode 2021-2027 das Programm zur „Förderung von Grundkompetenzen gering literalisierter Erwachsener" an. Es baut auf den Erfahrungen aus der Praxis auf und nimmt die nach der Studie „LEO 2018 — Leben mit geringer Literalität“ besonders relevanten Aspekte von Teilhabe und Kompetenzen in den Blick. Entsprechende Lernarrangements werden von verschiedenen Projektträgern angeboten.

Regionale Vernetzung 

Um den Transfer guter Modelle und Lösungsansätze systematisch zu ermöglichen und zu unterstützen, koordiniert das Hessische Kultusministerium seit 2012 eine landesweite Fachgruppe, die sich in regelmäßigen Sitzungen – auch unter Hinzuziehung externer Expertise - fachlich austauscht. An dieser Fachgruppe sind unter anderem Volkshochschulen, freie Träger, HESSENCAMPUS-Verbünde, Jobcenter und Mehrgenerationenhäuser beteiligt. Auf diese Weise wird dazu beigetragen, dass Angebote und Strukturen aufeinander abgestimmt, sich komplementär ergänzen und erfolgreiche Modelle in die Fläche getragen werden können.