Niedersachsen

Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur
Referat 35: Erwachsenen- und Weiterbildung
Leibnizufer 9
30169 Hannover

Land

Landesstrategie

E-Mail: Kurt B. Neubert

Tel.: 0511/120-2513

In Niedersachsen können schätzungsweise rund 620.000 Menschen auch kürzere Texte nicht richtig lesen und schreiben. Sie gelten als gering literalisiert. Die Ergebnisse der Studie „Leo 2018 – Leben mit geringer Literalität“ der Universität Hamburg zeigen, dass in ganz Deutschland zwölf Prozent (6,2 Millionen) der deutschsprachigen Erwachsenen hiervon betroffen sind.

Die Landesregierung unterstützt daher die Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit als wichtige bildungspolitische Aufgabe der niedersächsischen Erwachsenenbildung. Lesen und Schreiben sind wichtige Voraussetzungen für die eigene Selbstbestimmung und die individuelle Geschäftsfähigkeit.

Durch das Niedersächsische Erwachsenenbildungsgesetz werden Maßnahmen für Alphabetisierung/ Grundbildung mit dem höchsten Förderfaktor gefördert (1,4 Millionen Euro jährlich). Mithilfe dieser Landesförderung kann die Kursteilnahme für die Teilnehmenden günstiger angeboten werden.

Darüber hinaus fördert das Land im Sonderfonds zur Unterstützung und Förderung des lebenslangen Lernens die Entwicklung und Erprobung von berufsbegleitenden oder aufsuchenden Bildungsangeboten zur Verbesserung von Grundbildungskompetenzen bei Erwachsenen (Schreibkompetenzen, Lesekompetenzen, alltagsmathematische Kompetenzen, technologiebasierte Problemlösungskompetenzen). Für die Förderung stehen jährlich Mittel in Höhe von insgesamt 500.000 Euro zur Verfügung.

Die Landesregierung hat darüber hinaus Regionale Grundbildungszentren eingerichtet. An zehn Standorten in Niedersachsen (Braunschweig, Diepholz, Göttingen, Hameln, Hannover, Lüneburg, Meppen, Oldenburg, Osnabrück, Stade) übernehmen sie eine Ansprechpartnerfunktion für gering literalisierte Erwachsene, entwickeln und erproben neue Bildungsansätze zur Bekämpfung des Analphabetismus, die die Lebenswirklichkeit der Erwachsenen mit lese- und Schreibschwierigkeiten in besonderer Weise berücksichtigen. Die Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung unterstützt und begleitet die Regionalen Grundbildungszentren inhaltlich. Sie entwickelt Handlungsempfehlungen und themenbezogene Fortbildungsangebote für Mitarbeitende der niedersächsischen Erwachsenenbildung im Bereich der Alphabetisierung und Grundbildung. Die Regionalen Grundbildungszentren werden jährlich mit 250.000 Euro gefördert.

Im Rahmen der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung hat Niedersachsen gemeinsam mit gesellschaftlichen Partnern ein Landesbündnis Grundbildung ins Leben gerufen. Ziel des Bündnisses ist neben dem Ausbau des Kursangebotes zudem die Vernetzung der landesweit agierenden Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, um die Arbeit in diesem Bereich zu intensivieren.

Ein wichtiger Partner in diesem Bündnis ist der Lernerrat. Es handelt sich um eine einzigartige Organisation in Deutschland, die die Interessen von Lernenden mit geringer Literalität vertritt und ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben fördert. Der Lernerrat organisiert jährlich eine Lernertagung, berät die Akteure im Landesbündnis und nimmt an politischen Sitzungen teil, um Strategien zur Verbesserung der Lernbedingungen zu erarbeiten.

Koordinierungsstelle

Seit Anfang 2013 ist in der Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung die niedersächsische Koordinierungsstelle Alphabetisierung und Grundbildung angesiedelt. Die AEWB unterstützt diese Prozesse durch:

  • Unterstützung bei der Qualitätsentwicklung der Alphabetisierungsangebote,
  • Begleitung und Teilnahme an aktuellen Fachdiskussionen,
  • Beratung bei der Zusammenarbeit zwischen Einrichtungen der Erwachsenenbildung und den potenziellen Partnerinnen und Partnern aus der Wirtschaft, aus kommunalen und sozialen Einrichtungen
  • Koordination und Initiierung von Modellprojekten im kooperativen Bereich,
  • Entwicklung von öffentlichkeitswirksamen Materialien,
  • Vernetzung und Austausch mit den Partnern aus der Alphabetisierung auf der Bundes-, Landes-, und europäischen Ebene,
  • die qualifizierte Aus- und Weiterbildung der in der Alphabetisierung tätigen.

Regionale Grundbildungszentren

In Niedersachsen sind zurzeit zehn Regionale Grundbildungszentren (RGZ) aktiv. Die Standorte sind die Volkshochschulen Braunschweig, Hannover, Lüneburg, Meppen, Oldenburg, Osnabrück und Göttingen, VHS des Landkreises Diepholz, sowie die Evangelische Erwachsenenbildung in Stade und die Ländliche Erwachsenenbildung in Hameln.

Die RGZ werden seit 2012 vom Land Niedersachsen gefördert und haben die Entwicklung innovativer Bildungsmodelle im Alphabetisierungs- und Grundbildungsbereich der niedersächsischen Erwachsenenbildung zur Aufgabe. Ziel ihrer Maßnahmen ist es, die Lese- und Schreibfähigkeiten der in Niedersachsen lebenden Menschen mit Grundbildungsbedarfen zu verbessern und ihnen durch geeignete Angebotsformen eine berufliche, soziale und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Die Selbsthilfestrukturen der Lernenden werden dabei aufgebaut bzw. gestärkt und ihre Impulse in die konzeptionelle Arbeit der Grundbildungszentren einbezogen.

Die RGZ stehen als regionale Ansprechpartner für Institutionen und (Einzelberatung der) Menschen mit Lese- und Schreibproblemen zur Verfügung und sind im Einzelnen Träger der Selbsthilfegruppen für Erwachsene mit einer Lese- und Schreibschwäche.

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