Arbeitsorientierte Grundbildung funktioniert!

Arbeitsorientierte Grundbildung lohnt sich – sowohl für das Unternehmen als auch für die Mitarbeitenden. Im Video berichten Meltem Elghamri und Bayar Mahmoud vom TRYP by Wyndham Hotel in Frankfurt aus erster Hand von ihren Erfahrungen mit AoG im Rahmen des Projekts #ABCforJobs. ©GFFB gGmbH

Arbeitsorientierte Grundbildung (AoG) ist ein elementares Handlungsfeld der AlphaDekade. Einerseits sind mehr als 60 Prozent der gering literalisierten Erwachsenen berufstätig und deshalb am Arbeitsplatz gut zu erreichen. Andererseits befindet sich gerade die Arbeitswelt im stetigen Wandel – und die großen gesellschaftliche Herausforderungen wie beispielsweise die fortschreitende Digitalisierung erhöhen die Anforderungen an die Kompetenzen der Mitarbeitenden zusätzlich. Dies gilt sowohl für qualifizierte Tätigkeiten als auch den Bereich der Helferinnen und Helfer, in dem 46 Prozent der gering literalisierten Erwachsenen beschäftigt sind1.

Infografik zu Berufsgruppen und deren Anteile von gering literalisierten Erwachsenen © BMBF
Quelle: LEO-Studie 2018 der Universität Hamburg

Ausreichende und vielfältige Grundkompetenzen (z.B. sprachliche, digitale oder alltagsmathematische Grundbildung) sind eine elementare Vorausetzung für die Beschäftigungs- und Qualifizierungsfähigkeit. Genau dort setzt die arbeitsorientierte Grundbildung an.

Arbeitsorientierte Grundbildung2:

  • befasst sich mit der Frage, was Menschen mindestens wissen und können sollten, um erfolgreich an der Arbeitswelt teilzuhaben,
  • schafft Lernmöglichkeiten, vor allem für Personen mit niedrigen formalen Qualifikationen,
  • orientiert sich bei der Entwicklung von Inhalten an realen Arbeitsanforderungen.

Ziele von AoG: Steigerung der Qualifizierungs- und Beschäftigungsfähigkeit

Die Vorteile der Verknüpfung von Arbeit und Lernen liegen auf der Hand: Durch Aufgaben aus dem konkreten Berufsalltag ist der Nutzen für die Lernenden sofort erfahrbar. Sie können das Erlernte direkt im Job anwenden. Zudem hat sich im Laufe der AlphaDekade gezeigt, dass Anreize wie bspw. ein Anrechnen der Unterrichtsstunden auf die Arbeitszeit die Motivation der Teilnehmenden zusätzlich erhöht. Arbeitsorientierte Grundbildung eröffnet gering literalisierten Beschäftigten die Möglichkeit einer beruflichen Weiterentwicklung und Qualifizierung und damit neue Jobperspektiven und Zukunftschancen.

Betriebe erkennen zunehmend den Nutzen von arbeitsorientierter Grundbildung

Auch Unternehmen haben durch AoG vielfältige Vorteile: So können Fehler und Verzögerungen bei der Arbeit verringert, Mitarbeitende flexibler eingesetzt und mit anderen Tätigkeiten betraut werden. Mit innovativen Maßnahmen, intensiver Zusammenarbeit mit Unternehmen sowie umfangreicher Sensibilisierung in Betrieben und Institutionen der Arbeitsförderung hat die AlphaDekade dafür gesorgt, dass die arbeitsorientierte Grundbildung in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat: Der Arbeitsplatz etabliert sich als Lernort für AoG. Insbesondere für Unternehmen mit Problemen bei der Rekrutierung von Mitarbeitenden hat die Grundbildung von Geringqualifizierten eine hohe Bedeutung, sie führen auch in deutlich höherem Maß Grundbildungsangebote für Geringqualifizierte durch3.

Prof. Dr. Axel Plünnecke leitet das Cluster Bildung, Innovation und Migration am Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Das gesamte Interview mit ihm lesen Sie hier.

Die arbeitsorientierten Projekte der AlphaDekade arbeiten bzw. arbeiteten eng mit einer Vielzahl von Betrieben (insgesamt rund 900 feste Kooperationen) zusammen. Es wurden passgenaue arbeitsplatzbezogene Angebote durchgeführt, neue Materialien und Konzepte sind entstanden und die Akzeptanz von arbeitsorientierter Grundbildung ist gestiegen. Wie speziell ausgerichtete Angebote aussehen können, zeigt die Publikation „Beispiele für Grundbildung in der Arbeitswelt“ des Projekts BasisKomPlus, in der zehn Beispiele aus unterschiedlichen Branchen vorgestellt werden. Einen interessanten Einblick in die Projektarbeit anhand eines Lebensmittelunternehmens bietet das Video von AlphaGrund vernetzt. Mit eVideo ist zudem ein innovatives digitales Angebot entstanden, das flexibel, branchenübergreifend und passgenau am Arbeitsplatz eingesetzt werden kann.

Die intensive Zusammenarbeit mit Unternehmen führte dazu, dass arbeitsorientierte Grundbildung in ersten Unternehmen nachhaltig verankert ist, wie das Beispiel der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) zeigt. Dort haben seit 2016 mehr als 70 junge Menschen bei der BVG eine Einstiegsqualifizierung (EQ) mit dem Schwerpunkt Grundbildung absolviert.

Grundbildungsbedarfe werden besser erkannt

Durch intensive Sensibilisierungsmaßnahmen wie bspw. in den Projekten MentoPro oder BasisKomNet sind eine Vielzahl von Mitarbeitenden in Unternehmen und Verwaltungen für das Thema Alphabetisierung und Grundbildung aufgeschlossen worden. Diese wichtigen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren wie Personalverantwortliche in Betrieben, Betriebs- und Personalräte, Schichtleitende, Beratungskräfte in der Arbeitsverwaltung, Kammern oder Berufsschulen sind nun besser in der Lage, gering literalisierte Menschen zu identifizieren, anzusprechen und zu unterstützen.

Das ist das Ergebnis des Forschungsprojekts „Alpha-Invest“, das im Rahmen der AlphaDekade von der Pädagogischen Hochschule Weingarten, der Technischen Akademie Schwäbisch Gmünd und dem Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft im Verbund durchgeführt wurde.

Das Projektteam untersuchte dabei zum einen die monetarisierbaren Effekte von arbeitsorientierten Grundbildungsmaßnahmen – also Effekte, die sich in Geld beziffern lassen wie beispielsweise die Reduktion von Kosten durch fehlerhaftes Handeln am Arbeitsplatz, die durch mangelhafte Kenntnisse im Lesen und Schreiben verursacht werden. Zum anderen betrachteten die Forscherinnen und Forscher auch die nicht-monetarisierbaren Effekte wie ein besseres Betriebsklima oder die Steigerung des Arbeitgeberimages infolge der Durchführung eines Grundbildungsangebots. Die Untersuchung zeigte, dass in jedem entwickelten Szenario eine positive Sozialrendite erwirtschaftet wird!

AoG Teil der Nationalen Weiterbildungsstrategie

Bund, Länder, Bundesagentur für Arbeit, Wirtschaft sowie Gewerkschaften sehen AoG im Rahmen der Nationalen Weiterbildungsstrategie (NWS) als geeignetes Instrument zur Förderung von Grundkompetenzen an. Dieser politische Diskurs wurde in der NWS-Arbeitsgruppe „Alphabetisierung und Grundkompetenzen“ geführt und ist in dem im März 2025 veröffentlichen zweiten Umsetzungsbericht zur NWS dokumentiert.

 

Publikationen zur arbeitsorientierten Grundbildung (Auswahl)

Materialien zur arbeitsorientierten Grundbildung (Auswahl)

Für Grundbildungsangebote in Unternehmen stehen zahlreiche Materialien zur Verfügung. Diese wurden im Rahmen der AlphaDekade mit Förderung des BMBF entwickelt und erprobt.

Eine große Auswahl an AoG-Materialien steht in der Produktdatenbank Alphabetisierung und Grundbildung zur Verfügung.

----------------

1 Grotlüschen, Anke / Buddeberg, Klaus (Hrsg.): LEO 2018. Leben mit geringer Literalität, wbv, 2020.
2 Schwarz, Sabine: Arbeitsorientierte Grundbildung: Definition, Überblick und Einordnung, in: Grundbildung in der Arbeitswelt gestalten, Lernende Region – Netzwerk Köln e.V. (Hrsg.), wbv, 2021
3 Kremers, Corinna / Plünnecke, Axel / Vahlhaus, Isabel, 2023, Zunehmende Bedeutung von Grundbildung und Weiterbildung für Geringqualifizierte, in: IW-Trends, 50. Jg., Nr. 3, S. 27-45

Sie wollen mehr zur arbeitsorientierten Grundbildung wissen? Klicken Sie rein!

Zur Übersicht „Das bringt die AlphaDekade!“